Pfadfinderethik

Zur Pfadfinderethik zählen wir alle sonstigen „scoutistischen“ und traditionellen Elemente, die den ideologischen Rahmen für unser Pfadfinderleben bilden. Jede Pfadfindergemeinschaft hat dabei ihre eigenen stilprägenden Traditionen. Viele Stämme, so auch wir, pflegen eine mehr oder weniger leidenschaftliche Singekultur. Rituale, wie zum Beispiel das Singen vor und nach dem Essen, abendliche Liederrunden am Feuer, das Tragen unserer Kluft, der Pfadfindergruß, unser Wahlspruch („Allzeit Bereit“), die Sonnwendfeier und vieles mehr, verbinden uns einfach ganz selbstverständlich mit der Pfadfinderei und untereinander.

Das Eingängigste und Wichtigste der Pfadfindertheorie (nach Baden-Powell) sind die zehn Pfadfindergesetze. Diese beschreiben den Charakter und das Alltagsverhalten eines Pfadfinders. Ich möchte an dieser Stelle zum Verständnis auf zwei Gesetze eingehen:

Der Pfadfinder ist einfach und sparsam: Aus diesem Gesetz leitet sich unser spezielles Konsumverhalten ab, wenn wir zusammen sind. Das Essen auf Lager und Fahrt ist einfach, die Unterkunft ebenso. Moderne Freizeit- und Unterhaltungsangebote versuchen wir gänzlich zu meiden. Handys, Diskmans etc. sind unerwünscht.
„Natur erleben“ geht für uns mit „natürlich leben“ einher. Die heutige Konsumgesellschaft verkauft sich für jede x-beliebige Modeerscheinung – wir wollen uns zumindest bei unseren Pfadfindertreffen auf für uns wesentliche Dinge konzentrieren.

Der Pfadfinder ist treu und zuverlässig: Dieses Gesetz lässt sich nicht erzwingen, aber dennoch in der Gemeinschaft erlernen. Wir legen Wert darauf, uns aufeinander verlassen zu können, und zwar auf die Erfüllung der zugeteilten und der aus der Gemeinschaft entstehenden Aufgaben. Treue bedeutet, für eine Bindung einzutreten und diese aufrichtig zu pflegen. Aus Treue und Zuverlässigkeit entsteht im Endeffekt Vertrauen. Vertrauen wiederum ermöglicht es, Verantwortung zu übernehmen, aber auch weiterzugeben; und die Fähigkeit und Bereitschaft, echte Verantwortung zu tragen ist unerlässlich, wenn zum Beispiel 14jährige am Ende ihrer Sippenzeit selbst eine Gruppe führen möchten.

Die Pfadfinder lernen diese Gesetze im Rahmen der „3. Grad-Probe“.

Unabhängig von den Proben kann jeder Pfadfinder mit einer bestimmten Reife an der Sonnwende das Versprechen ablegen. Mit diesem Versprechen entscheidet sich ein Pfadfinder, zukünftig „getreu den Pfadfindergesetzen zu leben“ und erlangt dadurch die Lilie als Aufnäher für die Kluft.

Die Folgen unseres Treibens

Wir verstehen uns nicht primär als Erzieher*innen eurer Kinder (neben der Tatsache, dass wir gar keine Pädagog*innen sein wollen, fehlt uns dazu natürlich die entsprechende Ausbildung), und darum sträube ich mich auch dagegen, mit allgemeinen pädagogischen Zielen zu werben.

Da wir aber eine Jugendorganisation sind, die sich so intensiv mit Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt wie nur wenige andere, haben wir natürlich auch Einfluss auf die Sipplinge und Wölflinge – unser Tun erzeugt also Wirkungen, und diese Wirkungen sind positiv und lassen sich nach langjähriger Erfahrung folgendermaßen benennen:

Wir fördern die Selbstständigkeit der Kinder im Pfadfinderalltag (Heimabend, Fahrt und Lager) und darüber hinaus. Wir unterstützen die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen zu verantwortungsvollen, selbstkritischen und frei denkenden Mitgliedern dieser Gesellschaft.

Nebenbei lehrt das langfristige, intensive Leben in der Meute und erst Recht in der Sippe Möglichkeiten der Gruppendynamik sowie Strategien der Gruppenorganisation wie auch der Konfliktbewältigung (wie sie sich Manager in teuren und langwierigen Seminaren nur annähernd aneignen können).

Man könnte an dieser Stelle sogar sagen – und damit komme ich zum (etwas pathetischen) Schluss meines Artikels – unsere Traditionen, Regeln und Gesetze seien Mittel zum Zweck, Spaß daran zu finden, uns Jugendliche selbst zu erziehen!