Anbieter ehrenamtlicher Jugendarbeit – wie CVJM, KJG, Schwarzwaldverein, Naturfreunde, Feuerwehr (um nur einige zu nennen) und eben auch Wandervögel und Pfadfinder – gibt es zuhauf. Was aber kennzeichnet dabei die Pfadfinder und ganz besonders unseren Stamm?
In Karlsruhe gibt es sechs Pfadfinderstämme, in Karlsbad und Waldbronn zwei weitere. Allen liegt dieselbe Pfadfinderidee zugrunde, die sich in jetzt schon fast 100 Jahren über die ganze Welt verbreitet und auf unterschiedliche Weise entwickelt hat. Die Pfadfinderkultur setzt sich somit aus vielen Fassetten zusammen, die Gemeinsamkeiten haben, aber auch ganz eigene Werte und Traditionen entwickelten.
Im Folgenden möchte ich euch uns Kondoren als Teil einer grossen Pfadfinderbewegung, als ein Stamm, der sich ganz bewusst von konventionellen Jugendorganisationen distanzieren will, etwas näher vorstellen:
Eine (sehr) kurze Geschichte der Pfadfinderbewegung
Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Robert Baden-Powell, ein ehemaliger britischer Offizier, die Idee für eine neue Form der Arbeit mit Jugendlichen. Sein erklärtes Ziel war es, Jugendliche aller sozialen Schichten gleichermaßen anzusprechen und mit ihnen zu arbeiten. Für diese neue Form der Jugendarbeit ersann er ein für die damalige Zeit revolutionäres pädagogisches Konzept: Die Jugendlichen sollten in festen Gruppen von nur wenig älteren Jugendlichen in einem demokratischen Stil angeführt werden. Spielen und Leben in der Natur waren von Anfang an zentrale Elemente der Pfadfinderarbeit.
1907 fand das erste „Pfadfinderlager“ statt. Die Teilnehmer trugen alle die gleiche „Uniform“ – auf diese Weise wurde erreicht, daß man die sozialen Unterschiede der Teilnehmer nicht an der Kleidung erkennen konnte. Aus diesem Grund tragen wir auch heute noch unsere beige „Kluft“.
Die Pfadfinderidee fand sehr schnell begeisterte Anhänger. Bereits zwei Jahre nach dem ersten Lager trafen sich über 10.000 Jugendliche in London. Von England aus breitete sich die Bewegung in alle Welt aus. Heute gibt es in den meisten Ländern der Welt Pfadfinderorganisationen. Die Entwicklung in Deutschland nahm jedoch einen besonderen Weg: Ungefähr zur gleichen Zeit wie in England die Pfadfinderbewegung war nämlich in Deutschland der Wandervogel entstanden, ebenfalls eine Jugendorganisation, allerdings ohne pädagogische Ziele. Das Wandern, die Flucht aus der Großstadt waren hier Selbstzweck, eine Flucht in eine idealisierte, romantische Welt des einfachen Lebens in der Natur und der Pflege des Volksliedes. Diese Welt wurde bewusst als Gegensatz zur bürgerlichen Gesellschaft in Deutschland um 1900 verstanden.
Pfadfinder und Wandervogelbewegung beeinflussten sich gegenseitig und führten zu der großen Vielfalt an Jugendgruppen, die es heute in Deutschland gibt: Zwischen (wegen der Nähe zur ursprünglichen Idee) „Scoutismus“ und Wandervogelgruppen, die auch heute noch durch die Wälder streifen, hat sich eine Vielfalt von Bünden entwickelt, die ihre Ideen und Prinzipien beiden Strömungen entnehmen. Hierzu gehört auch der Bund, dem Stamm Kondor angehört: Die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist uns wichtiges Anliegen; aber wir sehen die Natur nicht allein als Ertüchtigungs- und Lernumgebung an, sondern gehen auch als Selbstzweck „auf Fahrt“, um die Natur zu genießen.
Willst Du mehr über das Prinzip Jugend führt Jugend lesen? Hier klicken!